"Haben Sie einen klar erkennbaren Stil, «Ihr» bestimmtes Licht zu gestalten? Manche Zuschauer meinen Ja. Gewiss drücke ich mich durch meinen ganz persönlichen Filter, mein Prisma aus. Wenn ich arbeite, kann ich kleine Teile von mir selbst einbringen und muss mich dennoch zwingen, selbst nicht im Rampenlicht zu stehen. Denn es geht ja nicht um meine Emotionen, sondern um das, was der Kreateur ausdrücken will. Das setze ich in Formen aus Licht und Schatten um.

Haben Sie auch mit Architekten gearbeitet?
Für meinen Geschmack noch nicht oft genug, denn es ist höchst interessant, sich über diesen Weg in die Intimität der Leute einzumischen. Man versucht durch die Bearbeitung des Lichts behutsam, die Stimmung zu beeinflussen. Vielfach frage ich mich in den Hotels, in denen ich logiere, ob jemand neben dem Effekt auch an die Wirkung gedacht hat, welche das Licht auf den Reisenden hat.

Sie haben neben den jüngsten Modeschauen auch die Konzerte von Bands wie Phoénix oder Sonic Youth beleuchtet _ reizt den ehemaligen Theatermann heute die Bühne wieder?
Die Bühne hat mich nie kalt gelassen, ich liebe sie! Aber nicht um aufzutreten - obschon ich es liebe zu singen -,sondern wegen der Möglichkeit, ohne Worte zu kommunizieren und dennoch nicht auf ihr zu erscheinen.

Interview: Sabine Holland. Ubersetzung: Kim Dang - Neue Zuriche Zeitung
- Aug. 22 th 2004
Thierry Dreyfus, Franzose mit Schweizer Wurzeln, arbeitet seit 24 Jahren als Lichtdesigner. Seine Karriere begann er als Beleuchter des Strassburger Opernhauses. Inzwischen hat Thierry Dreyfus Hunderte von Modenschauen beleuchtet, darunter 2001 auch das Abschluss-Defilee von Yves Saint Laurent im Centre Georges Pompidou in Paris, das 25-Jahre-Jubiläum von Giorgio Armani in Mailand oder die jährlichen Schauen des Schweizer «Prix Bolero» in Zürich. Neben seiner Tätigkeit für die Modebranche schafft Dreyfus künstlerische Lichtinstallationen, die derzeit im Pariser Palais de Tokyo zu sehen sind. Seit drei Jahren bereitet er sich ausserdem auf einen Bildband über « sein » Licht vor. (hol.)